Zum Tod unseres Mitgliedes Alfred Hundrieser

Die Erinnerung an den Hennigsdorfer Naturschützer war am Sonnabend allgegenwärtig
Bei der Vogelwanderung am 29. April in Hennigsdorf wurde an den Vogelschüzter Alfred Hundrieser erinnert

HENNIGSDORF - Mit festem Schuhwerk, Ferngläsern und Fotoapparaten ausgerüstet, startete am Sonnabend auf der Havelbrücke eine Expedition in die Havelniederungen.
Die Vogelwanderung findet seit vielen Jahren im Frühling statt. Einige Teilnehmer sind schon Stammgäste. Schmerzlich vermissten sie den Initiator dieser Ausflüge in das Eldorado der gefiederten Tiere, den bewährten Naturschützer Alfred Hundrieser. Der engagierte Hennigsdorfer, der 1998 den Umweltpreis des Landes Brandenburg erhielt, war am 17. März verstorben.
Alfred Hundrieser Die Vogelwanderer wurden diesmal geführt von Karl-Heinz Sasse aus Birkenwerder, der als Tierfilmer und Weggefährte von Alfred Hundrieser bekannt ist. Ihm zur Seite stand Ekkehard Hinke, der in Linum aufgewachsen ist. Das Leben im Storchendorf hat den späteren Hennigsdorfer Stahlwerker geprägt. Er ist einer der bewährtesten Kranichbeobachter in Brandenburg geworden.
Die Exkursionsteilnehmer wurden auf ihrer Wegstrecke durch die Havelauen immer wieder von Teilen des Lebenswerkes Hundriesers berührt. Ob es gepflanzte Kastanien und Weiden waren, die der Arten- und Landschaftsschützer vor den Zähnen der zahlreichen Biber schützte, oder Vogel-Beobachtungsstände, auf denen er die Vogelwelt im Osten Hennigsdorfs beobachtete. Die von ihm gestalteten Infotafeln am Radweg zum Stolper Wasserwerk sind leider von Vandalen mit Farbe beschmiert worden.
Max aus Fichtenwalde bei Beelitz war der jüngste Teilnehmer der Exkursion. Er kam mit seiner Oma Monika Ziesel. Sie arbeitete viele Jahre mit Alfred Hundrieser im Labor des Stahlwerkes. Beide waren mit ihm noch im Vorjahr auf einer Privattour in das Vogelgebiet gegangen, das nach dem Krieg noch landschaftlich genutzt worden ist. Die Schwäne, Enten, Gänse und Möwen beeindruckten den Jungen, der gerne auch durch Hinkes Fernrohr schaute, um brütende Vögel im Schilf zu beobachten.
Dass die Population der Vögel nicht in jedem Jahr gleich bleibt, haben Hinke und Sasse beobachtet. In diesem Jahr sind beispielsweise wieder Möwen an die Havel gekommen. Die Schwarzhalstaucher der Eisvogel oder die Beutelmeise werden dagegen vermisst. Man vermutet, dass das etwas mit dem harten Winter zu tun haben könnte. Der Zaunkönig hat sich auch rar gemacht. Er ist der kleinste unter den Fliegern auf den Schwimmhavel - Wiesen, die Grundwasser-Einzugsgebiet und Betriebsgelände der Berliner Wasserwerke sind.
Günter Jur aus Oranienburg, der sich seit Jahren vorgenommen hatte, an der Hennigsdorfer Vogelwanderung teilzunehmen, bedauerte, dass Alfred Hundrieser sie nun nicht mehr führen konnte. Als das Gespräch auf die Turmfalken auf dem Stahlwerksgelände kam, hörte er von Karl-Heinz Sasse eine typische Geschichte aus DDR-Zeiten. Da wurde ein Filmteam beauftragt, in der Nähe von Halle brütende Falken aufzunehmen. Nach aufwändigen Filmarbeiten fiel auf, dass die Vögel beringt waren. Die Recherche ergab das vernichtende Urteil: Es waren Tiere aus dem Westen. Die Folge: Falken vom "Klassengegner" durften nicht im DDR-Fernsehen gezeigt werden.
(Von Hajo Eckert)